Die Anfänge von Kirche und Pfarre
Eingebettet im nordwestlichen Teil des Mostviertels, im Süden von der Westautobahn und im Norden gegen das Mühlviertel hin von der Donau begrenzt, liegt die Gemeinde Wallsee-Sindelburg mit der weithin sichtbaren Pfarrkirche im Ortsteil Sindelburg. Der Markt Wallsee wurde auf den Grundmauern des römischen Limes-Kastells "Adiuvense" erbaut, was durch umfangreiche archäologische Grabungen und Funde dokumentiert ist. Auf dem Standort des heutigen Schlosses Wallsee ist um 1100 die Sunnilburg nachgewiesen, wovon sich der heutige Name "Sindelburg" (Name der Pfarre und ehemaligen Landgemeinde) ableitet.
Die Pfarre Sindelburg wurde im 11. Jahrhundert als herrschaftliche Gründung errichtet und war immer mit der Burg verbunden - bis in die 90erJahre des 20. Jahrhunderts war der Schloßbesitzer auch Patronatsherr der Pfarre. Im Jahr 1111 erfolgte nach jüngsten Erkenntnissen die erste urkundliche Nennung der Pfarrkirche Sindelburg. Die von Ort und Schloß entfernte und erhöhte Lage der Kirche könnte auf ein heidnisches Heiligtum an dieser Stelle hindeuten, dem dann eine christliche Kirche nachfolgte.
Die Wallseer
Drei Kilometer südöstlich der Sindelburg lag die Burg Sommerau (heute nur noch in denkmalgeschützten Grundmauern erhalten), dessen Besitzer Konrad von Sommerau im Jahr 1278 die Schlacht auf dem Marchfeld zugunsten von Rudolf von Habsburg entschied. Nach ihrer Belehnung mit Österreich brachten die Habsburger 1282 die aus dem württembergischen Städtchen Waldsee stammenden Herren von Wallsee als Berater und Mitstreiter hierher. Heinrich I. von Wallsee erwarb bereits 1298 die Sunnilburg, die ab 1368 "Veste Neuen-Wallsee" genannt wurde; sie ist Hauptsitz des Geschlechtes der Wallseer, das über 200 Jahre lang die wichtigsten Ämter in Oberösterreich und der Steiermark in Händen hatte und ausgedehnte Besitzungen vom Böhmerwald bis Istrien erwarb. Bis 1506 waren das Schloß und ausgedehnte Ländereien im Besitz der Herren von Wallsee. Der letzte männliche Wallseer starb 1483, seine Tochter Barbara 1506 - sie ist in der Pfarrkirche Sindelburg begraben (Hirschgeweih-Grabstein neben der Kanzel).
Von der Reformationszeit bis heute
In der Folge wechselten die Besitzer rasch, ab 1550 waren es protestantische Herren: Reichenburg, Spiegelfeld, Kölnpöck, Wierting. Bis 1627 sind lutherische Pastoren in Sindelburg nachgewiesen, daher auch die Bezeich-nung "lutherische Seite" für das rechte Kirchenschiff, in dem sich auch die Grabtafeln der damaligen Schloßbesitzer befinden.
Ab 1630 setzt mit dem neuen katholischen Schloßbesitzer, Heinrich Guiard Freiherr von Saint Julien, die Gegenreformation ein; diesem für die österreichische Kriegsgeschichte bedeutsamen wie kunstsinnigen Geschlecht ist u. a. die Mariensäule auf dem Marktplatz (1710) und die 1715 gestiftete und 1725 aufgestellte Statue des Johannes Nepomuk zu verdanken. 1716 wurde Oed als selbständige Pfarre ausgeschieden, weitere Gebietsänderungen mit den Pfarren Oed, Zeillern und Stephanshart erfolgten im Jahr 1936. Nach dem Tod des Grafen Julius Saint Julien erwarb im Jahr 1759 Feldmarschall Leopold Graf Daun die Herrschaft Wallsee durch Kauf. Seit 1863 war Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha Besitzer der Herrschaft.
Im Jahr 1895 erwarben Erzherzog Franz Salvator und seine Gemahlin Erzherzogin Marie Valerie, Tochter von Kaiser Franz Josef I., das Schloß Wallsee und nahmen hier ihren ständigen Wohnsitz. Heute bewohnt ein Urenkel Kaiser Franz Josefs das stattliche und von weitem sichtbare Schloß. Das Familiengrab der Familie Habsburg-Lothringen befindet sich an der Ostseite der Pfarrkirche, außen an der Chormauer. 1924 wurde die wegen ihres sozialen Engagements für die örtliche Bevölkerung auch als "Engel von Wallsee" bezeichnete Erzherzogin Marie Valerie hier in der Habsburgergruft beigesetzt.
Aus der Pfarre Sindelburg sind, soweit bekannt, bisher zwölf Priester hervorgegangen; der berühmteste ist wohl Bischof Michael Memelauer, der aus dem Anwesen Hehenberg stammt und von 1927 bis 1961 Diözesanbischof von St. Pölten war. 1971 wurden die beiden Gemeinden Wallsee und Sindelburg zur Gemeinde Wallsee-Sindelburg vereinigt. Die Struktur der Gemeinde ist geprägt von landwirtschaftlichen Betrieben in Sindelburg, in Wallsee ist das Schiffahrtsunternehmen Brandner als bedeutendster Wirtschaftsfaktor neben Kleingewerbebetrieben hervorzuheben. Durch den Bau des Donaukraftwerkes Wallsee-Mitterkirchen in den Jahren 1965-1968 wurde der Lauf der Donau verlegt, wodurch ein neuer Arm entstand. Neue Möglichkeiten für Freizeit und Wassersport waren die erfreuliche Folge.