Der Vorgängerbau der heutigen Annakapelle im Markt Wallsee wurde im 16. Jahrhundert als Zunftkapelle der hier ansässigen Mühlsteinbrecher gestiftet und errichtet, daher der alte Name "Steinbrecherkapelle". Die häufig als Schutzheilige der Bergleute verehrte hl. Anna war auch die Patronin der Steinbrecherzunft, deren Gewerbe im Ort seit dem späten Mittelalter bis ins späte 19. Jahrhundert eine bedeutende Einnahmequelle darstellte. Diese Kapelle ist im 18. Jahrhundert grundlegend barockisiert worden. Die jüngste Außen- und Innenrenovierung wurde in den Jahren 1994 bis 1996 durchgeführt. Dabei erhielt der Raum wieder seine freundliche Farbfassung mit der zierlichen Dekormalerei auf den Wandpflastern. Außerdem wurde die Kapelle mit neuen Glocken ausgestattet.
Dem einschiffigen, schlichten Barockbau ist westlich ein schlanker Turm vorgebaut, den seit 1879, als ein verheerender Ortsbrand auch das Turmdach zerstörte, ein neugotisches Pyramidendach deckt. Neugotisch sind auch die kleine netzrippengewölbte Vorhalle sowie die ebenfalls im Jahr 1903 südlich angebaute Sakristei mit ihrer hübschen Lisenengliederung und Maßwerkgalerie. Der kleine, rechteckige Saalraum der Annakapelle ist durch Wandpilaster und ein Stichkappen-Tonnengewölbe in vier Joche gegliedert. Die Westempore ruht auf zwei toskanischen Granitsäulen.
An der flachen östlichen Stirnwand steht der seitlich vorschwingende spätbarocke Altar, im Aufbau viersäulig, mit seitlichen Voluten im Auszug. Von beachtlicher Qualität ist das Altarblatt mit einer Darstellung der hl. Anna, die ihre Tochter Maria im Lesen der Bibel unterweist; rechts im Hintergrund blickt der hl. Joachim zu den beiden Putti empor, die einen schweren Vorhang über dem Geschehen zu lüften scheinen. Das Blatt im Altarauszug zeigt die Krönung Mariens durch die Heiligste Dreifaltigkeit. Da das schon um 1700 entstandene Altarbild in den jüngeren Altar übernommen wurde, sind die Eltern Mariens, die hll. Joachim und Anna, nochmals als vor den Säulen aufgestellte Seitenfiguren zu sehen. Volksaltar und Ambo wurden unter Verwendung von Teilen der früheren Kommunionbank hergestellt.
Aus dem 19. Jahrhundert stammen die beiden Konsolfiguren "Maria Immakulata" und "Herz Jesu". An der linken Chorwand hängt ein spätbarockes Ölgemälde, das die Verkündigung der frohen Botschaft an Maria durch den Erzengel Gabriel darstellt.
Die zierliche Kanzel mit ihren barocken, aber stilistisch uneinheitlichen Formen läßt den Eklektizismus des späten 19. Jahrhunderts erkennen. Bemerkenswert ist das rechts gegenüber angebrachte barocke Ölgemälde (18. Jh.), das die damalige Schloßbesitzerin für die Wallseer Kapelle anfertigen ließ. Es zeigt in einer dramatischen Hell-Dunkel-Malerei Christus am Kreuz, in ungewöhnlicher Schrägperspektive und gespannter Körperhaltung; Orgellinks im Hintergrund sind die trauernde Maria und ein Engel zu erkennen. 1902 wurden die mit Figuren und Ornamenten geschmückten Glasfenster gestiftet.
Die einmanualige barocke Orgel baute Max Jakob aus Ybbs im Jahr 1900; auf dem Gehäuse thront die Sitzfigur des Königs David mit der Harfe, der auch als Patron der Kirchenmusik verehrt wird. An der Wand links unter der Orgelempore ist die als Krippenrelief geschnitzte Darstellung der Geburt Christi angebracht.